„Krieg der Sterne“ ist kein ernstzunehmendes Science Fiction, sondern wissenschaftlich schlecht begründete Unterhaltung für die Massen. Nicht nur, aber auch der Bau eines Todessterns, der in mehreren Episoden dieser Erzählung eine zentrale Rolle spielt, wird Menschen vielleicht irgendwann einmal möglich sein – aber er wäre sinnlos und vollkommen unrentabel.
Der Todesstern soll nach manchen Quellen 140 Kilometer Durchmesser haben und aus Metall bestehen. Andere Quellen schreiben ihm 160 oder sogar 900 Kilometer Durchmesser zu. Nehmen wir einmal an, bei dem Metall handele es sich um einen Nachfolger von Stahl, für den Eisen verarbeitet werden muss, dann würden die Eisenvorräte der Erde und jedes erdähnlichen Planeten durchaus für den Bau einer Vielzahl von Todessternen ausreichen. Aber das Eisen zu gewinnen und zu veredeln, wäre sehr aufwändig. Denn der Bau eines Todessterns würde mehr als 10 hoch 15 Tonnen Metall verbrauchen, dessen aktueller Gegenwert oberhalb des 13.000-fachen des weltweiten jährlichen Bruttoinlandsproduktes liegt. Die gesamte Menschheit müsste also auf ihrem aktuellen wirtschaftlichen Niveau 13.000 Jahre arbeiten, nur um das Material für einen Todesstern zur Verfügung zu stellen.
Die Erschließung der Fusionsenergie wird früher oder später den Faktor Energie für unsere Volkswirtschaften auf unendlich stellen und dadurch innerhalb weniger Jahrzehnte eine Verhundertfachung und langfristig vielleicht eine Vertausendfachung unserer volkswirtschaftlichen Leistungskraft bewirken. Aber selbst rund acht Milliarden Menschen mit im Vergleich zu heute tausendfacher wirtschaftlicher Leistungskraft werden gewiss niemals etliche Jahre nur damit zubringen, das Rohmaterial für ein einziges Bauprojekt bereitzustellen – zumal ja das Metall alleine noch kein Todesstern ist.
Planeten zerstören geht zudem viel einfacher. Zur Zerstörung eines erdähnlichen Planeten benötigen wir keinen riesigen Todesstern, sondern lediglich eine Metallkugel von rund 30 Zentimeter Durchmesser, die etwas mehr als 100 kg wiegt. Die beschleunigen wir auf mehr als 99 Prozent der Lichtgeschwindigkeit und schicken sie auf Kollisionskurs zu ihrem Zielobjekt. Die Wucht des Einschlags eines solche Hochgeschwindigkeitsgeschosses kann kein Planet oder Mond überstehen, zumal schon die erste Berührung des Objektes mit der Atmosphäre des Planeten eine dichte Serie von Kernfusionen auslöst, die ähnlich wirken wie die Explosion einer Unzahl von Wasserstoffbomben.
Die Fähigkeit, Objekte auf einen Annäherungswert an die Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, ist Voraussetzung für Raumfahrt zwischen verschiedenen Sonnensystemen. Wer ein Raumschiff derart beschleunigen kann, der kann das auch mit einem massiven, rund 100 kg schweren Körper tun. Also kann er einen Planetenkiller bauen.
Derzeit ist noch nicht absehbar, wie ein derartiges Hochgeschwindigkeitsgeschoss abgewehrt werden könnte. Zwar vergehen vom Moment des Eintritts dieser ultimativen Waffe in die Heliosphäre unseres Sonnensystems bis zum Aufschlag auf der Erde rund 16 Stunden. Aber weil das Geschoss ähnlich schnell ist wie das Licht, sehen wir es erst kurz vor der Kollision. Dann können wir nicht mehr reagieren. Optische Sensoren scheiden also aus.
Abhilfe könnte vielleicht ein Detektorschild mit mehreren rund eine Lichtminute voneinander entfernten Schichten rund um die Heliossphäre schaffen, das für uns Geschwindigkeit und Flugrichtung jedes eindringenden Objektes nachvollziehbar machen würde. Aber so etwas ins All zu stellen, ist zweifellos viel, viel aufwändiger, als beispielsweise einen Todesstern zu bauen.
Vielleicht löst sich so das Fermi-Paradoxon auf? Womöglich gibt es im Weltraum drei Kategorien von intelligenten Kulturen: Die einen, die sich erfolgreich verstecken. Die anderen, denen das nicht gelungen ist und die deshalb zerstört wurden. Und jene, die präventiv jede potentielle Konkurrenz ausschalten, um nicht selbst zerstört zu werden.
Planeten und Monde zu zerstören, ist offenbar weit weniger aufwändig, als sie erfolgreich zu verteidigen. Das wusste auch der bekannte Physiker Stephen Hawking, der kurz vor seinem Tod warnte: „Wir müssen nur auf uns selbst schauen, um zu sehen, wie sich aus intelligentem Leben etwas entwickelt, dem wir lieber nicht begegnen möchten.“ Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die Landung von Christoph Kolumbus in Amerika, „und die ist den amerikanischen Ureinwohnern auch nicht bekommen“.